Arles

Um Licht und Schatten

"/.../ will ich damit beginnen und Dir sagen, dass mir das Land wegen seiner klaren Atmosphäre und seiner heiteren Farbeffekte schön wie Japan vorkommt. Die Wasser bilden in der Landschaft schöne esmeraldgrüne und reiche blaue Flecken /.../. Blassrot-orange Sonnenuntergänge lassen das Land blau erscheinen. Glänzende gelbe Sonnen. /.../" Vincent van Gogh an Emil Bernard

Arles, du Schöne. Immerwährender Quell der Inspiration und Schauplatz auch schmerzlicher Gegensätze. Geboren aus den Sümpfen des Tales der Rhône, die dir deinen Namen gaben: Arelate. Aufstrebend zu Macht und Bedeutung, für kurze Zeit Hauptstadt des römischen Reiches. Kreuzpunkt westlicher Zivilisationen zwischen Italien und Spanien, und schließlich wichtigstes christliches Zentrum Südfrankreichs im Mittelalter. Die Alisii Campi der Römer wurden zu einer der bevorzugten Begräbnisstädten der gesamten Christenwelt. Es wird überliefert, dass viele Verstorbene sich in Särgen oder sogar Salzfässern die Rhône hinunter treiben ließen, ein Goldstück zur Deckung der Unkosten im Munde, um sich hier begraben zu lassen.

Die Stadt atmet ihre Gegensätze, gestern und heute. Vincent van Gogh, auf der Suche nach dem Licht des Südens, erlebte hier einen Höhepunkt seiner Kunst - und seiner Selbstzerstörung. Hier zerschnitt er sich im Beisein Paul Gauguins das Ohr. Picasso kam zu jeder corrida in den römischen Arenen, um sich nach dem immer wiederkehrenden Spektakel um Leben und Tod wie ein Matador feiern zu lassen.

Der Mistral fegt alles Leben in den Schutz der anheimelnden Mauern und Höfe der Terrakottastadt. Sonne ergiesst sich über Felder von Lavendel und Sonnenblumen, eine Welt gehüllt in den schrillen Gesang der Zikaden. So sind die Gegensätze vereint, und der Besucher versteht, dass eines ohne das andere nicht sein kann: Tod und Leben, Abgrund und Erhebung, Licht und Dunkel. So wie die Sterne van Goghs am nächtlichen Himmel erstrahlen.