Ein Artikel aus Deutsche in Frankreich:
Weihnachten steht vor der Tür, da darf ein Artikel über die Weihnachtsbräuche in Frankreich natürlich nicht fehlen. Denn trotz der geographischen Nähe zwischen unseren beiden Ländern gibt es doch einige Unterschiede zu den traditionellen Weihnachtsbräuchen in Deutschland.
Weihnachten heißt auf Französisch Noël. Dieser Begriff bezeichnet ursprünglich Kirchenlieder, welche in Dialogform gesungen werden und stark an das Krippenspiel angelehnt sind. Einer der bekanntesten Liederdichter dieser Art ist Nicolas Saboly (1614-1675).
Mancher Deutsche in Frankreich wird sich vielleicht wundern, wenn er in Frankreich nach den ihm bekannten Adventszeitbräuchen Ausschau hält und keine findet. Mit Ausnahme des Elsass, welches durch seine bewegte Geschichte sehr von den deutschen Traditionen mitgeprägt wurde, spielt die Adventszeit im Alltag der Franzosen keine besondere Rolle.
Im Allgemeinen kennt man nicht den in Deutschland (nicht nur bei Kindern!) so beliebten Adventskalender oder den Adventskranz. Inzwischen erstrahlen dennoch auch die französischen Straßen in der dunklen Jahreszeit im weihnachtlichen Glanz (die französische ist allerdings etwas üppiger und zeitweise kitschiger, als die deutsche Weihnachtsbeleuchtung) und man sieht vermehrt Weihnachtsmärkte in den Fußgängerzonen. Aber diese sind nicht traditionell in der Gesellschaft verankert, sondern eher aus Deutschland über die Grenze “geschwappt”. Oft sind es die deutsch-französischen Verschwisterungskomitees vor Ort, die diese Weihnachtsmärkte organisieren.
Weihnachten im Elsass: eine besondere Attraktion
Das Elsass ist die Region Frankreichs, die nicht nur geographisch, sondern auch im Bereich der weihnachtlichen Traditionen am engsten mit Deutschland verbunden ist. Wenn man es genau nimmt, sind viele der heute auch in Deutschland traditionellen Bräuche im Elsass bereits vor mehreren Jahrhunderten entstanden und haben sich von dort aus auch in anderen Regionen verbreitet.
Der älteste Weihnachtsmarkt in Frankreich ist der Straßburger Christkindelsmärik, den es bereits seit 1570 gibt, aber auch die Weihnachtsmärkte in Colmar oder Mulhouse locken jedes Jahr zahlreiche Touristen an, die sich von der weihnachtlichen Atmosphäre rund um die großen Weihnachtsbäume in den Altstädten des Elsass verzaubern lassen möchten. Im Elsass ist auch die Tradition des Adventskranzes (couronne de l’avent) seit 1930 heimisch. In der Stadt Wissembourg ist ein riesiger Adventskranz auf dem Place de la République eine besondere Attraktion.
Hätten Sie es gewusst?
Wussten Sie, dass auch der Weihnachtsbaum (sapin de Noël) seinen Ursprung im Elsass hat und sich von dort aus in die ganze Welt verbreitet hat? Auch wenn er erst um 1870 in ganz Frankreich populär wurde, findet sich die erste schriftliche Erwähnung eines Weihnachtsbaumverkaufs im Elsass bereits in den Stadtarchiven der Humanistischen Bibliothek von Sélestat (Elsass) für das Jahr 1521. Und in einem Brief berichtet Prinzessin Charlotte (Liselotte) von der Pfalz, die durch die Hochzeit mit Herzog Philipp von Orléans zur Schwägerin Ludwig XIV. wurde, 1708 von dem elsässischen Brauch einen Weihnachtsbaum mit roten Äpfeln, Gebäck und Nüssen zu schmücken. Heute ist die französische Art des Weihnachtsbaumschmucks oft von vielen bunten Kugeln und buntem Lametta geprägt (was für manchen Liebhaber klassischer rot-goldener Dekoration oftmals etwas gewöhnungsbedürftig ist).
Heiligabend und Weihnachtsfeiertag
Ähnlich wie in Deutschland ist der Heiligabend ein normaler Arbeitstag, die eigentlichen Feierlichkeiten beginnen erst am Abend mit der Mitternachtsmesse (die aber meist am frühen Abend stattfindet) und einem ausgiebigen Essen mit der Familie zuhause oder in einem Restaurant, fallen eher ausgelassen fröhlich als “besinnlich” aus.
Ein wichtiger Unterschied zu Deutschland ist auch, dass die Franzosen nur einen offiziellen Weihnachtsfeiertag haben, den 25. Dezember. Auch wenn unter Erwachsenen die Bescherung oft schon an Heiligabend zelebriert wird, kommt der Père Noël oder Père Challande (Weihnachtsmann) traditionell in der Nacht zum 25. Dezember und legt die Geschenke in die von den Kindern bereitgestellten Stiefel oder unter den sapin de Noël (Weihnachtsbaum).
Le Réveillon: Festessen à la française
Natürlich ist das französische Weihnachtsfest stark geprägt vom großen Festessen, das Réveillon, das sich in mehrere Gänge unterteilt – ganz à la française eben. Eines der traditionellen Festessen besteht aus mit Maronen gefülltem Truthahn, Austern, Gänseleberpastete (Foie gras), Wein und Champagner und natürlich Desserts und Käse. Selbstverständlich darf dann auch die bûche de Noël nicht fehlen.
Bûche de Noël: eine symbolträchtige Köstlichkeit
Die bûche de Noël ist eine ganz besondere Tradition in Frankreich. Dieser besondere Weihnachtskuchen, eine mit Creme gefüllte Biskuitrolle, heißt nicht umsonst bûche, also “Holzscheit” oder “Stamm”, denn genau so sieht er auch aus. Aber es gibt auch noch einen Grund für seinen Namen. Früher hat man auf dem Land in den kalten Nächten zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel einen Holzscheit im Kamin verglimmen lassen und anschließend die Asche auf den Feldern verstreut, um diese so fruchtbar zu machen. Aus dieser Tradition entstand dann symbolisch das Holzscheit aus Biskuitteig, das heute untrennbar mit Weihnachten in Frankreich verbunden ist und den krönenden Abschluss des Weihnachtsabends bildet.
Regionale Bräuche
In einem so großen und durch unterschiedliche Einflüsse geprägtes Land wie Frankreich weist natürlich (trotz aller zentralistischen Bestrebungen) immer regionale Unterschiede auf – da bildet Weihnachten keine Ausnahme. Die ausgeprägten Traditionen des Elsass haben wir Ihnen bereits vorher vorgestellt, aber auch in anderen Regionen gibt es interessante Bräuche, so zum Beispiel in der Provence. Dort findet der marché des Santons, einen Markt, auf dem es aus Ton gefertigte Krippenfiguren zu bestaunen gibt. Diese Figuren verkörpern nicht nur die Personen der Weihnachtsgeschichte, sondern auch die traditionellen Gewänder und Berufe der Region aus dem 19. Jahrhundert. Nicht nur in Aquitanien werden in manchen Gemeinden böse Geister mit Weihnachtsfackeln vertrieben. Und auch in der Champagne-Ardenne, der Franche-Comté oder den anderen Regionen finden sich viele weitere alte Bräuche, die vor allem in den kleineren Orten noch gelebt werden und die die Geburt Jesu feiern, Heilige ehren oder böse Geister vertreiben sollen.
Galette des Rois am 6. Januar
Eine schöne Tradition, die die Weihnachtszeit in Frankreich am 6. Januar abschließt, ist das gemeinsame Essen einer Galette des Rois. In diesen süßen Blätterteig- oder Hefeteigkuchen ist traditionell eine fève (kleine Figur) eingebacken, je nach Größe der Galette des Rois ist die fève mehr oder weniger wertvoll (hergestellt aus Plastik, Ton, Glas oder vergoldetem Metall). Dementsprechend kann es auch vorkommen, dass in einer größeren Galette des Rois sich gar zwei Figuren verstecken. Wer diese in seinem Stück findet, darf sich eine Krone aufsetzen und ist für diesen Tag “Roi” (König) oder “Reine” (Königin).
Es gibt 2 Sorten von Galette des Rois: Galette à la frangipane (Marzipan) und Galette briochée (Brioche).
Auch wenn die Tradition der Galette des Rois ausschließlich für den 6. Januar gedacht ist, ist sie bereits kurz nach Weihnachten erhältlich und der Verkauf zieht sich meistens bis Anfang Februar hin.
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